Yoga ist

... eine mindestens 5000 Jahre alte indische philosophische Lehre und ein praktisches Übungssystem. Die Wege sind unterschiedlich, d.h. es gibt verschiedene Richtungen des Yoga, aber das Ziel ist stets dasselbe: Die Erfahrung der fundamentalen spirituellen Einheit allen Seins durch die Entwicklung des Bewusstseins.

Yogash Chitta Vritti Nirodha. Tada Drashtuh Svarupevasthanam. – Yoga ist das Zur-Ruhe-Kommen der Gedankenbewegung im Geist. Dann ruht der Wahrnehmende in seiner wahren Natur.“ (Yoga Sutra)

So definierte einst der legendäre Weise Patanjali in seinem „Yoga Sutra“ das Wesen des Yoga. Was ist nun diese „wahre Natur“ – oder das „wahre Selbst“ – des Menschen, welches durch Yoga realisiert werden soll? Laut Patanjali handelt es sich dabei um das reine anschauende Bewusstsein. In diesem Sinne lässt sich die Praxis des Yoga per Definition als ein Prozess der Bewusstwerdung oder Bewusstseinsentwicklung verstehen.

Die ursprüngliche Form der Yoga-Praxis war wahrscheinlich die Meditation, da Yoga in erster Linie einen Bewusstseinszustand beschreibt. Erst im Laufe der Zeit sind - als Hilfsmittel zur Bewusstwerdung - die heute populären Körperübungen (Asanas) des Hatha-Yoga hinzugekommen. Die gegenwärtige Popularität von Yoga dürfte entsprechend vor allem zunächst auf die gesundheitsfördernde Wirkung des Hatha Yoga zurückzuführen sein, während der fundamentale Anspruch einer Entwicklung des Bewusstseins in der öffentlichen Wahrnehmung noch nicht den Stellenwert wiedererlangt hat, den er gemäß Patanjalis Definition verdient hätte. In diesem Sinne schrieb bereits Swami Svatmarama vor über 500 Jahren in Bezug auf die Praxis des Hatha Yoga:

Jene, welche vom Raja Yoga nichts wissen und nur Hatha Yoga üben, vergeuden nach meiner Ansicht ihre Tatkraft vergebens.” (Hatha Yoga Pradipika)

Der Zweck der Hatha-Yoga-Praxis ist es, durch Körperstellungen, Bewegung, Atmung, sowie Konzentration und Meditation, Körper, Geist und Seele wieder miteinander im Bewusstsein zu vereinen - Die Praxis des Yoga als Prozess der Bewusstwerdung.

Was bedeutet der Begriff „Yoga" wörtlich?

Der Begriff „Yoga“ stammt ursprünglich aus dem Sanskrit und wird meist mit „Verbindung“, „Vereinigung“ oder „Einheit“ übersetzt. Yoga ist in diesem Sinne als ein ganzheitlicher Übungsweg zu verstehen, der alle Dimensionen des menschlichen Seins umfasst und integriert. Etymologisch lässt sich der Begriff „Yoga“ auf die Sanskritwurzel „yuj“ (= anjochen, zusammenbinden, anspannen) zurückführen, womit die Vereinigung oder Verbindung von Zugtier und Kutsche mit Hilfe eines Jochs gemeint ist. Erst wenn der Geist zur Ruhe kommt, zeigt sich die Seele - gelangt der Mensch zu sich selbst, realisiert er sich als reines Bewusstsein, als Selbst bzw. „Herr der Kutsche“. Ein beliebtes Symbol in der indischen Kunst ist entsprechend die Pferdekutsche, welches in den traditionellen vedischen Schriften folgendermaßen interpretiert wurde.

Erkenne die Seele als den Herrn der Kutsche. Der Körper ist der Wagen, die Vernunft der Wagenlenker und das Denken die Zügel. Die Sinne sind die Pferde, die Sinnesobjekte die Wege.“ (Katha Upanishad)

Kutsche

Durch die Praxis des Yoga soll gemäß dieses Bildes etwas gezügelt, beherrscht, gelenkt oder diszipliniert werden. Damit die Seele – als Herr der Kutsche – auf ihrer Reise zum Ziel gelangt, müssen Körper, Geist und Sinne als Diener der Seele optimal funktionieren bzw. entsprechend kultiviert werden. Das „wahre Selbst“ (Atman) - das reine beobachtende Bewusstsein der Seele - hat sich so in seine Erfahrungen geistiger, emotionaler und körperlicher Art verwickelt, dass es seine fundamentale spirituelle Natur vergessen hat.

Durch die Praxis des Yoga lichten sich die Schleier der verschiedenen Hüllen (Koshas), in welche sich der Atman verwickelt hat. Nun offenbart sich die Vereinigung oder Einheit dessen, was wir Körper, Geist und Seele nennen. Der Yogi realisiert die Einheit von Mensch und Gott, die Einheit von Individuum und dem Absoluten, die Einheit des zugrundeliegenden Bewusstseins (Atman/Brahman).

Yoga ist Bewusstseinsentwicklung

Ob du Yogalehrer oder Yogalehrerin werden möchtest oder nur für Dich praktizieren willst: In unserer 200h-Ausbildung lernst Du Yoga wieder als das kennen, wofür es ursprünglich konzeptioniert wurde: als ganzheitliche Übungspraxis der Bewusstseinsentwicklung.

Was bedeutet das?

  • Durch die Asana-Praxis wirst Du Dir zunächst bewusster, wie Dein Körper funktioniert. Indem Du Sinn und Zweck der jeweiligen Asanas sowie die entsprechende Anatomie kennenlernst, kannst Du gezielt Verspannungen im myofaszialen Netzwerk (in Muskulatur und Bindegewebe) Deines Körpers lösen.
  • Durch das Üben von Pranayama (bewusste Atmung) erlangst Du mehr bewusste Kontrolle über Dein vegetatives oder autonomes Nervensystem und damit über Deine sämtlichen Vitalfunktionen sowie Deine Körperchemie.
  • Energie folgt der Aufmerksamkeit! Du lernst effektive Methoden, mit Hilfe derer Du geistig einen Fokus finden und auch halten kannst. Kein unnötiges Gedankenkarussell mehr, das Dir permanent Energie raubt.
  • Die fortschreitende Bewusstwerdung geht einher mit mehr emotionaler Ausgeglichenheit, was überflüssige Dramen und Konflikte im Alltag reduziert.
  • Die Philosophie des Yoga erinnert uns schließlich wieder daran, wer wir sind und wie wir in Harmonie mit den Gesetzmäßigkeiten der Schöpfung leben können. Durch Yoga endet die unbewusste Verwicklung und beginnt die bewusste Entwicklung.

„Bis wir uns das Unbewusste bewusst gemacht haben, wird es unser Leben lenken und wir werden es Schicksal nennen.“ (Carl Gustav Jung)